12. Juni 2023

Die Sojabohne als Schlüssel für die Eiweißwende in Europa

Kategorien:
  • Wissenschaftskommunikation
Themen:
  • Innovation
  • Nachhaltigkeit
  • Wissenschaft
Pixabay, Julia César García

Die Sojabohne ist einerseits eine hochökologische Nutzpflanze für Europas Landwirtschaft, andererseits gilt sie in Bezug auf die Abhängigkeit Europas als “Erdöl der Landwirtschaft”. Jeder Österreicher verbraucht pro Jahr direkt – als Speisesoja - und indirekt – als Futter für konsumierte Nutztiere und deren Produkte – ca. 60 kg Sojabohnen. Bereits ein Drittel davon wird derzeit heimisch produziert – damit ist Österreich “Europameister” bei der Sojaproduktion. Nach wie vor importiert Europa aber massiv aus Übersee und dabei kommt es nach wie vor zu klimaschädlichen Abholzungen. Daher stehen 40 % der CO2-Emissionen, die weltweit durch Tierhaltung entstehen, in direkten Zusammenhang mit dem Sojaanbau. Durch die Eiweißwende in Europa soll die Sojabohne zukünftig einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Mehr Regionalität und umweltschonender Anbau in der Landwirtschaft sowie weniger Fleischkonsum und ein Revival der Hülsenfrüchte als wesentlicher Bestandteil in der Ernährung in der Bevölkerung sind die wesentlichsten Stellschrauben dafür. Darüber und über weitere soja-relevante Themen tauschen sich vom 18. bis 23. Juni Experten beim Weltkongress der Sojabohnenforschung im Austria Center Vienna aus.

„Soja wird von vielen als Pflanze gesehen, die zur Zerstörung der Welt beigetragen hat. Der Grund dafür ist die Entwaldung beispielsweise in Südamerika. Die Sojabohne kann aber enorm viel. Wir sollten sie daher zu einem Werkzeug der Weltrettung machen, denn sie kann einen großartigen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung, zur Regionalität und zum Wechsel des landwirtschaftlichen Systems leisten, das den Menschen und der Natur dient“, so Matthias Krön, Präsident von Donau Soja und Board-Mitglied bei der World Soybean Research Conference (WSRC).

Von Regenwaldzerstörung und hohen CO2-Emissionen

„Derzeit verbraucht jeder Österreicher im Schnitt 60 kg Sojabohnen pro Jahr. Darin enthalten ist sowohl die direkte Ernährung mit Soja- und Sojaprodukten als auch der indirekte Verbrauch durch tierische Produkte wie Fleisch, Käse und Eier, für deren Produktion Soja als Futtermittel benötigt wird“, erklärt Krön. Derzeit wird schon mehr als 1/3 des österreichischen Bedarfs mit heimischem Soja gedeckt. Leider wird aber immer noch viel aus Übersee importiert, obwohl regional unter Einbindung der Nachbarländer schon sehr viel europäisches Soja zur Verfügung stünde. „Würde allein die Schweinefleischproduktion in Österreich auf zertifiziertes, nachhaltiges EU-Soja als Futtermittel umsteigen, könnten pro Jahr 1 Mio. Tonnen an CO2 eingespart werden“, nennt Krön ein Beispiel. „Denn die Landwirtschaft macht – durch die Entwaldung der Welt – derzeit weltweit 18- 25 % der CO2-Emmissionen aus. 40 % der CO2 Emissionen, die weltweit durch die Tierhaltung entstehen, haben einen direkten Zusammenhang mit dem Sojaanbau“, weiß Krön.

Eiweißwende in Europa wesentlich für Kampf gegen den Klimawandel

Genau deshalb ist die Agrarwende und mit ihr die Eiweißwende in Europa essenziell. „Wir müssen von einer ausbeuterischen Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft wechseln, um die Zukunft unserer Kinder zu sichern“, betont Krön. Um das Land unabhängiger von Soja-Importen zu machen, gilt es die heimische, nachhaltige Soja-Produktion zu forcieren. Insgesamt werden bereits pro Jahr in Österreich 244.000 Tonnen und in der EU 2,3 Millionen Tonnen Soja angebaut. Da geht noch mehr. „Wenn wir uns die Eiweißpflanzen nach Europa zurückholen und gleichzeitig unsere Ernährung umstellen, dann leisten wir einen enormen Beitrag zum Klimaschutz“, betont Krön.

Sojabohne als Super-Hero unter den Eiweißpflanzen

Denn die Sojabohne an sich ist in der Landwirtschaft als Eiweißpflanze unschlagbar. Sie enthält ca. 40 % Eiweiß, deckt alle essenziellen Aminosäuren, die der Mensch braucht, ab und ist mit 20 % auch reich an hochwertigen Ölen. Hinzu kommt, dass die Sojapflanze, den Stickstoff, den sie braucht, aus der Luft holen kann. Im Bioanbau ist daher – auch bei guter Fruchtfolgewirtschaft – für Soja keine Bodendüngung mehr notwendig. „Durch den generellen Umstieg auf Soja kann so pro Feld mindestens ein Drittel des Stickstoffdüngers des Vorjahres eingespart werden“, betont Krön.

Ernährungsumstellung: Jeder Einzelne hat es in der Hand

„Jede heimische Sojabohne, die beispielsweise in Form von Tofu, Sojasauce und Miso-Suppe direkt in die menschliche Ernährung gelangt, ist besonders klimaschonend“, so Krön. Derzeit wird in Österreich die Hälfte der Soja-Gesamternte für Lebensmittel, die andere Hälfte für Futtermittel eingesetzt. Im internationalen Vergleich – hier wird 79 % für Tierfutter, 19 % für Lebensmittelproduktion und 2 % für andere Zwecke verwendet – ist das schon ein guter Wert. Dennoch ist hier Luft nach oben. „Mittlerweile werden in Österreich pro Jahr und Einwohner 60-70 kg Fleisch und 0,5 kg Hülsenfrüchte verzehrt. Für diese Menge an Fleisch fehlen uns die Ressourcen, um das vollständig mit heimischer Produktion abdecken zu können. Wenn wir uns hier wieder rückbesinnen und Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen und Soja wieder als Haupteiweißquelle in der Ernährung nutzen und tierische Produkte seltener essen, leben wir gesünder, kommen besser mit unseren Agrarflächen aus und schaffen einen positiven Einfluss auf das Klima“, betont Krön. Dazu kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten.

Über die World Soybean Research Conference (WSRC)

Mit der World Soybean Research Conference wird ein besonderes Jubiläum der Sojabohne gefeiert. Vor 150 Jahren wurde sie auf der Weltausstellung in Wien erstmals in Europa präsentiert und startete von Wien aus ihren Siegeszug in die Welt. Mit dem Weltkongress, der nun erstmals in Europa stattfindet, sollen wesentliche Impulse gesetzt werden, um von einem abhängigen, ausbeutenden und zerstörerischen Soja hin zu einem regionalen und umwelt-schonend angebauten Soja zu wechseln. www.wsrc11vienna.com

Über die IAKW-AG

Die IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien, Aktiengesellschaft) ist verantwortlich für die Erhaltung des Vienna International Centre (VIC) und den Betrieb des Austria Center Vienna. Das Austria Center Vienna ist mit 19 Sälen, 180 Meetingräumen sowie rund 26.000 m2 Ausstellungsfläche Österreichs größtes Kongresszentrum und gehört zu den Top-Playern im internationalen Kongresswesen. www.acv.at

Über Donau Soja

Donau Soja ist ein gemeinnütziger und unabhängiger Verein, der seine Partner und Mitglieder beim Wandel der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei Produktion und Konsum von Soja, Hülsenfrüchten und Eiweiß unterstützt. Dies wird die Effizienz, Fairness und Nachhaltigkeit in den europäischen Wertschöpfungsketten für Lebens- und Futtermitteleiweiß erhöhen. Donau Soja wird von der Austrian Development Agency (ADA) unter-stützt. www.donausoja.at

 

Für alle, die nicht nur gerne lesen, sondern auch hören, empfehlen wir unsere Podcast-Folge #29 Wie die Sojabohne die Welt retten kann.

Kontakt

Claudia Reis

Stv. Pressesprecherin

Weitere interessante Inhalte

Generell
+43 1 260 69 0

Mo—Fr 9—15:00 Uhr (MEZ)

[email protected]
Sales
+43 1 260 69 355

Mo—Do 9—16, Fr 9—12 Uhr (MEZ)

[email protected]